Di 16. Juni 2015 (Bildungs- und Gästehaus)

Wie kann es gelingen, Jugend- und Ordenswelten besser in Verbindung zu bringen? Dieser Frage ging die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) bei ihrer diesjährigen Jahrestagung an der PTHV in Vallendar nach.

Der Ort war in diesem Fall gut gewählt, steht das benachbarte pallottinische Bildungshaus Haus Wasserburg doch schon seit Jahren für kreative Jugendarbeit, die mit ungewöhnlichen Ideen und frischem Wind nicht nur junge Leute bewegt und begeistert. Vielfältige Ideen und Anregungen konnten sich dann auch die rund 230 Oberinnen und Obere, Äbtissinnen und Äbte sozusagen «unplugged» bei einer Jugend-Revue in der Pallottikirche an Haus Wasserburg geben lassen. Melanie Gehenzig, Referentin des Hauses für politische Bildung, und Alexander Diensberg SAC, Rektor der Niederlassung Haus Wasserburg, führten am Montagabend durch eine praktische Anschauung aktueller Projekte von Haus Wasserburg, die sich sehen und hören lassen können. Besonderes lautstark und eindrucksvoll vermittelte die Performance von Trashdrummern unter der Leitung von Alex Sauerländer, dass ein simpel scheinendes low-budget-Instrument nicht nur einen großen Spaßfaktor für Ausführende und Zuhörer hat, sondern ein hohes Maß an Konzentration, Disziplin, Verlässlichkeit und Selbstbewusstsein abverlangt und damit fördert.

Dass Jugendarbeit keine Nischenkultur sein muss, sondern vom gemeinsamen Tun verschiedener Generationen alle profitieren, zeigte zweifellos die Dokumentation der Projekte um die Aufführung des «Lieds von der Erde» aus der Feder des niederländischen Poeten und Theologen Huub Oosterhuis. Hier wurden nicht nur Menschen aller Lebensalter, sondern auch verschiedene Herangehensweisen an das Thema der bedrohten Schöpfung miteinander vernetzt: politische Vorträge und Diskussionen, Jahrmarkttheater, Filmpräsentationen, Musik und mehr. Durch enge Kooperationen mit auswärtigen Institutionen wie der Amsterdamer Stiftung De Nieuwe Liefde oder der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch wird dabei immer gesorgt, dass Jugendarbeit kein Inseldasein fristet, dass Jugendliche sich ernst genommen fühlen können, weil ihr Engagement in gesellschaftliche Teilhabe münden kann und soll.

Denn damit Bildungsarbeit nicht beim Reflektieren und dem Genuss einmaliger Veranstaltungen stehen bleibt, sondern zu politischem und gesellschaftlichem Handeln ermutigt, ist Handeln gefragt. Pastoralreferentin Jutta Lehnert präsentierte mit der Unterstützung jugendlicher «Models» Beispiele aus dem Upcycling-Workshop «Plan B» und zeigte, dass es sich lohnen kann, alten Textilien eine zweite Chance zu geben, nicht nur im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit, sondern auch modischer Originalität. Die Produkte stießen besonders bei den Ordensoberinnen auf große Begeisterung.

Höhepunkt des Abends war zweifellos die musikalische Revue, die noch einmal ein Best of «Demaskierungen – Annäherungen an einen Heiligen» von Alexander Diensberg SAC darbot. Bereitwillig und mit großer Begeisterung hatte sich fast das komplette Bühnenensemble nach anderthalb Jahren dafür wieder zusammengefunden, um das Musical, das sich auf unkonventionelle Weise mit dem Ordensgründer Vinzenz Pallotti auseinandersetzt, dem kritischen Publikum gestandener Ordensleute vorzustellen. Und so riss es dann auch die Zuhörenden spätestens beim Schlusslied «Wenn die Masken fallen» zu stehenden Ovationen hin. Dort heißt es: «Ich hab den Heiligen gesucht, und fand das Kind in mir. Ich hab den Heiligen gesucht, und fand das Heilige in dir.» Viele angeregte Gespräche zwischen Jung und Alt, zwischen Orden und Jugendbildung im Anschluss an die Präsentationen legten nahe, dass genau diese Erfahrung in der Begegnung vor Ort gemacht wurde und in Zukunft weitere Brückenschläge zwischen Kirche und Jugend möglich sind und fruchtbar werden.