Do 13. April 2023 (Bildungs- und Gästehaus)
12. März 2023: 383 Tote, ertrunken im Mittelmeer, allein in diesem Jahr.
Im Jahr 2022 waren es rund 2000 Menschen.
Seit 2014 starben auf der Flucht über das Mittelmeer mehr als 25.000 Männer, Frauen und Kinder, so die Rettungsorganisation Sea-Watch.
Das sind die Zahlen – abstrakt und kaum zu greifen. Sie erzählen fast nichts von den Schicksalen, die hinter der Statistik liegen. Wir, die Kinder und Jugendlichen von Haus Wasserburg wollen dieses Ausmaß sichtbar machen. Als farbige Leichenumrisse haben wir die Toten hier her, mitten in die Wasserburg gebracht. Ein darüber hinweggehen soll nicht mehr möglich sein.
In unserem Osterprojekt haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welche Ängste, Träume und Sehnsüchte diese Menschen möglicherweise hatten. Wir haben die Umrisse mit diesen Assoziationen gefüllt. Dann haben wir uns gefragt: Wie stehen wir zu diesen Toten – und zu den Lebenden, die noch auf der Flucht sind? Sehen wir Menschen oder Zahlen? Was tun wir, um zu helfen? Was tun wir nicht? Wo könnten wir mehr tun?
Diese Fragen sind oft nicht leicht zu beantworten. Halsüberkopf stecken wir fest in unserem Alltag. Der Blick für die anderen geht da nur all zu leicht verloren. Das Elend scheint fern und fremd. Dabei – so haben wir festgestellt – übersehen wir nur zu schnell unsere Möglichkeiten. Ob es Kleiderspenden sind oder Geld, ob wir bei der Seenotrettung anheuern oder Kinderbetreuung organisieren, ob wir Menschen beim Sprechen helfen, indem wir Deutschkurse geben oder ob wir ihnen einfach zuhören. Niemand hat keine Möglichkeiten.
„Eine unserer größten Freiheiten besteht darin, wie wir auf Dinge reagieren“, schreibt der Künstler Charlie Mackesy. Mit unserem kleinen Kunstprojekt wollen wir uns und euch genau das in Erinnerung rufen. Jede Hilfe zählt, jeder Versuch ist wertvoll – auch für uns selbst. Wenn wir auch nur das Geringste verändern, werden wir von Zuschauerinnen und Zuschauern zu Akteurinnen und Akteuren. Wir handeln für andere und gegen unsere Hilfelosigkeit.
Wann immer wir etwas tun, weigern wir uns im selben Moment aufzugeben.