Mo 21. Oktober 2019 (Geistliches Zentrum)

„Gott liebt es, sich zu verstecken” (Blaise Pascal)

Unter diesem Thema stöberten 23 Teilnehmer Gottes Verstecke auf. Mit theologischen und geistlichen Impulsen sowie Bibliodramen zu den Schriftstellen Ex 3 (Der brennende Dornbusch), 1 Kön 19 (Elija), Mt 15, 22-28 (Die kanaanitische Frau) und Psalm 73 gelang eine persönliche und engagierte Glaubenskommunikation und wurde für alle Teilnehmenden als persönlich hilfreich wahrgenommen.

Einen Einblick in die bibliodramatische Arbeit gibt folgende Geschichte:

Verpasste Nachfolge

Eine Bibliodramageschichte zu Mt 15, 21-28

Es war ein würzig blauer Sommermorgen. Mit knurrendem Magen – er war mein treuester Begleiter – streunte ich wie jeden Tag durch die Straßen auf der Suche nach Essbarem. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Leute alles in den Abfall werfen. Durchaus brauchbar. Mir soll es recht sein. Ich jedenfalls habe gelernt, vom Abfall zu leben. Und ich mache immer wieder die Erfahrung: Es reicht mir. Dabei bin ich sogar glücklich und zufrieden. Ich bin frei. Ich bin nicht eingebunden in irgendwelche Zwänge, wie ich es bei vielen Menschen erlebe. Ich brauche nicht mehr. Zugegeben: Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Hundeleben, das ich führe. Oft weggebellt, weggeschubst, ausgegrenzt, verachtet auch. Doch ich habe gelernt, damit umzugehen. „Du Hund! Hau ab! Mach dich vom Acker.“ Das höre ich oft. Aber das macht mir nichts mehr aus. Es passt zu mir – irgendwie. Und mit der Zeit habe ich mir auch ein dickes Fell zugelegt. Ein struppiges dazu. Jetzt liege ich im Schatten des sich neigenden Tages und döse vor mich hin.

Dieser Tag heute! So einen Tag wie diesen hatte ich noch nie erlebt.

Eine laut klagende Frau hatte hinter einem Mann her geschrien. Doch der hatte sich einen Dreck um sie geschert. Einfach überhört, übersehen, links liegengelassen, regelrecht mit Verachtung gestraft, hat er diese Frau. „Dir geht es auch nicht besser als mir“, hatte ich mir gedacht. Offensichtlich gibt es auch bei Menschen so eine Art Hundeleben. Auch Menschen werden ausgegrenzt, fühlen sich nicht wahrgenommen.

Und dann dieses Winseln der Frau! Selbst für meine Ohren fast unerträglich. Hilf meiner Tochter! Sie ist von einem Dämon besessen. Du bist der einzige, der helfen kann. Und dann hatte sie sich auch noch vor ihm auf den Boden geworfen. Wirklich! Wie ein Hund, der seinen Herrn um Fressen anwinselt. Die Reisebegleiter dieses Mannes – sie waren wohl allesamt aus dem benachbarten Galiläa hierher gekommen. Juden also. Ausgerechnet die, die die Einwohner hier gerne als Hunde und Schweine beschimpften, waren in unser Land gekommen.

Ach! Ich schweife schon wieder ab. Wo war ich noch? Ja! Die Reisebegleiter hatten sich mächtig über die Frau aufgeregt. „Hörst du nicht, wie sie schreit? Schüttle sie ab. Mach doch etwas, damit sie endlich still ist“. So ungefähr redeten sie auf den Mann ein, den die Frau „Herr“ genannt hatte und „Sohn Davids“. Und dann kam der Satz, der mich nun vollends hellhörig gemacht hatte. Unauffällig hatte ich mich herangeschlichen, um besser mitzubekommen, was da verhandelt wurde.

Gerade noch rechtzeitig, um zu hören, wie dieser „Herr“ die Frau angiftete: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. –

„Geht es jetzt um mich“? schoss es mir durch den Kopf. – „Du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen“, hatte die Frau erwidert. Genau! Ich konnte nicht mehr an mich halten. Zustimmend hatte ich laut gebellt. Und eh ich mich versah, wurde ich zum Gegenstand des Gesprächs. Der „Herr“ hatte mich fast erschrocken angeschaut. Schwieg! Schwieg lange! Unverwandt schaute er mich eindringlich an. Und schließlich mehr zu sich selbst als zur Frau und der Gruppe sagte er: „Schaut euch diesen Hund an! Auch er lebt nur von dem wenigen, was übrig bleibt. Denkt an die Speisung der 5000. Alle aßen und wurden satt. Warum sollte ich der Frau nicht gewähren, was sie so selbstlos erbittet? Geh! Dein Glaube ist groß. Was du willst soll geschehen“.

Für mich war damit die Geschichte nicht zu Ende. Sie hat heute erst richtig begonnen. „Du solltest mit uns kommen“ hatte er zu mir gesagt.

„Du könntest uns ein guter Lehrmeister sein; uns daran erinnern, dass es Brot für alle gibt. Niemanden dürfen wir ausschließen. Du kannst uns daran erinnern, weiter zu denken, nicht engstirnig in vorgefassten Mustern steckenzubleiben.“

Ich denen nachfolgen? Ich bin ein Hund und kein Mensch. – Als hätten sie meine Gedanken gelesen, sagten einige aus der Gruppe: „Wir sind auch nicht besser. Du passt zu uns. Bei uns bist du in guter Gesellschaft“. — Ich zögerte.

Nein, das wollte ich dann doch nicht. Es wäre so, als müsste ich mich dann verpflichten frei zu sein. Ich will mich nicht mehr verpflichten. Bleibe lieber mein eigener Herr. Ich gehe wieder zurück in meine Welt. Da kenne ich mich aus. Hier habe ich gelernt mich einzurichten. …“

Als die Sonne begann, den dösenden Hund aus dem Schatten zu drehen und die ersten Strahlen sich wärmend auf seine Vorderläufe legten, zuckte es in ihnen und riss ihn aus seinem Gedöse. „Warum dieser Gruppe nicht doch nachlaufen. Es hätte was“, gestand er sich ein. „Ich! Lebendige Erinnerung daran, dass es für alle reicht. Selbst für Hunde. Ja, das hätte was.“

Bei diesen Gedanken erinnerte er sich an die würzig blaue Luft des Morgens und es lockte ihn in einen neuen Tag.

Arthur Pfeifer SAC


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