Mit AHA durchs Bibliodrama – Geht das?

Um es gleich vorweg zu sagen und allen (mit Recht!) Vorsichtigen ihre Sorge zu nehmen:
Auch in Corona Zeiten ist Bibliodrama ohne Risiko möglich. Die AHA-Regeln sind selbstverständlich einzuhalten.
Aber wie soll das gehen? Bibliodrama lebt doch von Bewegung und Begegnung. Lebt von Orten und Personen, die miteinander im Raum unterwegs sind!
Bibliodrama lebt doch von Nähe und Distanz. Ja! Und Nähe muss immer neu ausgelotet werden. Erst recht unter den gegenwärtigen Umständen. (s.u.)

Wie kann das „gehen“?

1. Bibliodrama braucht Raum. Erst recht in Corona Zeiten. Um Abstand halten zu können, braucht es große (durchlüftete) Räume. Ein weiter Spiel-Raum muss gewährleistet sein.

2. Bibliodrama lebt von Interaktionen. Sie müssen verantwortlich austariert werden. Nähe und Distanz im Spiel müssen mehr ins Wort gefasst werden, als im „Normalfall“ üblich. „Auf die „Pelle rücken“ geht gar nicht.

3. Dialoge und Interventionen der Spielenden können problemlos mit „Corona-Abstand“ geführt werden. Natürlich ist Mund- und Nasenschutz eine große Hilfe

4. Die vom Bibeltext vorgegebenen und im Raum ausgelegten Orte müssen (unter Umständen) den konkreten Spielszenen angepasst werden.

Die Lust am Spiel und die persönliche Erfahrung mit einem Bibeltext schmälert nach unserer Erfahrung nicht die Glaubenskommunikation.
Und die Einübung in Achtsamkeit im Umgang miteinander ist nach Erfahrung von Teilnehmenden ein heilsamer „Nebeneffekt“.

So ermutigen wir ausdrücklich Bibliodrama in diesen Zeiten nicht „abzuhaken“.

Arthur Pfeifer SAC 12. Oktober 2020


Tagesimpuls “In Zeiten von Corona: Aus gutem Grund – Auf gutem Grund”

Weggefegt der Schein-Grund

auf dem zu gehen

ich mich sicher fühlte

vermeintlich sicher

trug er mich

durch untragbare Schein-Welt

Jetzt

da behauptete Sicherheiten

verwabern im Grund-losen

hebe ich mir meinen Lebens-Grund

unter meine Füße

vergewissere mich

tastend neu –

wage den Grund – Satz

auf dich hin

Du stets angefochtener Ur-Grund

Du

(AP April 2020)


Tagesimpuls “In Zeiten von Corona”

In dieser Zeit, da Unbefangenheit und selbstverständlich gelebte Freiheit

in Sorge umschlägt

Lebensabläufe sich verengen

und neu verlegen

sucht Gleichgültigkeit nach neuen Gültigkeiten.

Die uns umgebenden Schallmauern brechen.

Hellhörigkeit feiert schon Auferstehung

Im Frühlingsgrund atmet Solidarität

und bahnt sich den Weg aus der Dunkelheit ins Licht.

Fast hätten wir es vergessen,

dass wir in einem Universum wohnen.

Aus der Religion des Stresses kann sich Innehalten entpuppen

Mögen wir den Mut haben, neu zu sehen

und erkennen, was zu tun ist

Im Namen des liebenden Gottes.

(AP2020)


Rückblick auf die Geistlichen Tage mit Nico Derksen, Wilhelm Bruners und Arthur Pfeifer SAC

Mi. 23. Oktober 2019

„Gott liebt es, sich zu verstecken” (Blaise Pascal)
Unter diesem Thema stöberten 23 Teilnehmer Gottes Verstecke auf. Mit theologischen und geistlichen Impulsen sowie Bibliodramen zu den Schriftstellen Ex 3 (Der brennende Dornbusch), 1 Kön 19 (Elija), Mt 15, 22-28 (Die kanaanitische Frau) und Psalm 73 gelang eine persönliche und engagierte Glaubenskommunikation und wurde für alle Teilnehmenden als persönlich hilfreich wahrgenommen.
Einen Einblick in die bibliodramatische Arbeit gibt folgende Geschichte:

Verpasste Nachfolge – Eine Bibliodramageschichte zu Mt 15, 21-28)
Es war ein würzig blauer Sommermorgen. Mit knurrendem Magen – er war mein treuester Begleiter – streunte ich wie jeden Tag durch die Straßen auf der Suche nach Essbarem. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Leute alles in den Abfall werfen. Durchaus brauchbar. Mir soll es recht sein. Ich jedenfalls habe gelernt, vom Abfall zu leben. Und ich mache immer wieder die Erfahrung: Es reicht mir. Dabei bin ich sogar glücklich und zufrieden. Ich bin frei. Ich bin nicht eingebunden in irgendwelche Zwänge, wie ich es bei vielen Menschen erlebe. Ich brauche nicht mehr. Zugegeben: Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Hundeleben, das ich führe. Oft weggebellt, weggeschubst, ausgegrenzt, verachtet auch. Doch ich habe gelernt, damit umzugehen. „Du Hund! Hau ab! Mach dich vom Acker.“ Das höre ich oft. Aber das macht mir nichts mehr aus. Es passt zu mir – irgendwie. Und mit der Zeit habe ich mir auch ein dickes Fell zugelegt. Ein struppiges dazu. Jetzt liege ich im Schatten des sich neigenden Tages und döse vor mich hin.
Dieser Tag heute! So einen Tag wie diesen hatte ich noch nie erlebt.
Eine laut klagende Frau hatte hinter einem Mann her geschrien. Doch der hatte sich einen Dreck um sie geschert. Einfach überhört, übersehen, links liegengelassen, regelrecht mit Verachtung gestraft, hat er diese Frau. „Dir geht es auch nicht besser als mir“, hatte ich mir gedacht. Offensichtlich gibt es auch bei Menschen so eine Art Hundeleben. Auch Menschen werden ausgegrenzt, fühlen sich nicht wahrgenommen.
Und dann dieses Winseln der Frau! Selbst für meine Ohren fast unerträglich. Hilf meiner Tochter! Sie ist von einem Dämon besessen. Du bist der einzige, der helfen kann. Und dann hatte sie sich auch noch vor ihm auf den Boden geworfen. Wirklich! Wie ein Hund, der seinen Herrn um Fressen anwinselt. Die Reisebegleiter dieses Mannes – sie waren wohl allesamt aus dem benachbarten Galiläa hierher gekommen. Juden also. Ausgerechnet die, die die Einwohner hier gerne als Hunde und Schweine beschimpften, waren in unser Land gekommen.
Ach! Ich schweife schon wieder ab. Wo war ich noch? Ja! Die Reisebegleiter hatten sich mächtig über die Frau aufgeregt. „Hörst du nicht, wie sie schreit? Schüttle sie ab. Mach doch etwas, damit sie endlich still ist“. So ungefähr redeten sie auf den Mann ein, den die Frau „Herr“ genannt hatte und „Sohn Davids“. Und dann kam der Satz, der mich nun vollends hellhörig gemacht hatte. Unauffällig hatte ich mich herangeschlichen, um besser mitzubekommen, was da verhandelt wurde.
Gerade noch rechtzeitig, um zu hören, wie dieser „Herr“ die Frau angiftete: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. –
„Geht es jetzt um mich“? schoss es mir durch den Kopf. – „Du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen“, hatte die Frau erwidert. Genau! Ich konnte nicht mehr an mich halten. Zustimmend hatte ich laut gebellt. Und eh ich mich versah, wurde ich zum Gegenstand des Gesprächs. Der „Herr“ hatte mich fast erschrocken angeschaut. Schwieg! Schwieg lange! Unverwandt schaute er mich eindringlich an. Und schließlich mehr zu sich selbst als zur Frau und der Gruppe sagte er: „Schaut euch diesen Hund an! Auch er lebt nur von dem wenigen, was übrig bleibt. Denkt an die Speisung der 5000. Alle aßen und wurden satt. Warum sollte ich der Frau nicht gewähren, was sie so selbstlos erbittet? Geh! Dein Glaube ist groß. Was du willst soll geschehen“.
Für mich war damit die Geschichte nicht zu Ende. Sie hat heute erst richtig begonnen. „Du solltest mit uns kommen“ hatte er zu mir gesagt.
„Du könntest uns ein guter Lehrmeister sein; uns daran erinnern, dass es Brot für alle gibt. Niemanden dürfen wir ausschließen. Du kannst uns daran erinnern, weiter zu denken, nicht engstirnig in vorgefassten Mustern steckenzubleiben.“
Ich denen nachfolgen? Ich bin ein Hund und kein Mensch. – Als hätten sie meine Gedanken gelesen, sagten einige aus der Gruppe: „Wir sind auch nicht besser. Du passt zu uns. Bei uns bist du in guter Gesellschaft“. — Ich zögerte.
Nein, das wollte ich dann doch nicht. Es wäre so, als müsste ich mich dann verpflichten frei zu sein. Ich will mich nicht mehr verpflichten. Bleibe lieber mein eigener Herr. Ich gehe wieder zurück in meine Welt. Da kenne ich mich aus. Hier habe ich gelernt mich einzurichten. …“
Als die Sonne begann, den dösenden Hund aus dem Schatten zu drehen und die ersten Strahlen sich wärmend auf seine Vorderläufe legten, zuckte es in ihnen und riss ihn aus seinem Gedöse. „Warum dieser Gruppe nicht doch nachlaufen. Es hätte was“, gestand er sich ein. „Ich! Lebendige Erinnerung daran, dass es für alle reicht. Selbst für Hunde. Ja, das hätte was.“
Bei diesen Gedanken erinnerte er sich an die würzig blaue Luft des Morgens und es lockte ihn in einen neuen Tag.
Arthur Pfeifer SAC, 21.10.2019


Ausbildung für Leitung in Seelsorglichem Bibliodrama abgeschlossen

Mo. 23. September 2019

Zu wiederholtem Mal hat das Geistliche Zentrum an Haus Wasserburg eine Leitungsausbildung in „Seelsorglichem Bibliodrama“ angeboten und abgeschlossen.
Unter dem Leitthema: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“, erarbeiteten sich die Teilnehmenden in 10 Modulen und vier Reflexions- und Supervisionstagen methodische Leitungskompetenz und bibeltheologisches Wissen. So führte die Verbindung von exegetischem Arbeiten, existenzieller Auseinandersetzung und praktischem Üben in einen nachhaltigen Lernprozess. Dabei erlebten die Teilnehmenden, welch tiefgreifenden Impulse die biblische Botschaft für sie persönlich als auch für ein heutiges Gemeinde- und Kirchenverständnis bietet. „Gerade im „Umbau“ der Gemeinden der deutschen Diözesen ist das Seelsorgliche Bibliodrama mehr als ein „Nischenprodukt“. Es trägt mit dazu bei, biblisch fundierte Spiritualität in den Gemeinden zu fördern“. So die einhellige Meinung der im Seelsorglichen Bibliodrama 9 ausgebildeten Leiterinnen und Leiter . Das Seelsorgliche Bibliodrama versteht sich als praxisorientierte Seelsorge. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung des biblischen Geschehens für die Entwicklung des persönlichen sowie des gemeinschaftlichen Glaubens. Neben Seelsorgerinnen im kirchlichen Dienst nahmen auch in Gemeinden Engagierte aus unterschiedlichen Berufsgruppen teil. Die Ausbildung ist von der Gesellschaft für Bibliodrama e.V. (GfB) anerkannt. Mit dem Ausbildungsleiter P. Arthur Pfeifer (Lehrbibliodramaleiter GfB), lag die Verantwortung der Ausbildung bei den Mitarbeiterinnen im Geistlichen Zentrum Dipl.Theologin und Lehrbibliodramaleiterin (GfB) Christina Hacker und Dipl. Theologin und Lehrbibliodramaleiterin (GfB). Helga Schmitt. (A.P.)