Siebenquell – Zentrum für Narrative Theologie


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„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“
Jorge Bucay

Geschichten Gottes und des Glaubens wollen verhindern, dass wir die Fülle des Lebens verschlafen. Darum ruft Paulus, “Löscht den Geist nicht aus!”. Diese Geschichten öffnen uns die Realität auf eine Art und Weise, die uns ermöglicht, die vielen Schichten und Dimensionen des Lebens zu sehen, die wir sonst als selbstverständlich hinnehmen. Der Erzähler streift mitten durch das brodelnde Leben hindurch, um ein langes, liebevolles Anschauen der Wirklichkeit zu ermöglichen. Die Geschichten wecken uns zu einem Leben über unsere müden, trägen Selbstverständlichkeiten hinaus. Sie öffnen uns für Tiefen der Wirklichkeit, für die Fülle, für Gottes Konturen des Lebens, für Gottes Möglichkeiten des Alltags. In den Erzählungen kann Gott durch den Stoff des Alltäglichen zu uns sprechen.

Erwachsene brauchen Geschichten zum Wachwerden, weil sie sonst Gefahr laufen, im “Alltagstrott ohne Erlösen” (Huub Oosterhuis) unterzugehen. Wir schlafen bereits, wenn unser ganzes Leben schon vorprogrammiert ist, wenn wir meinen, dass Gott nur an privilegierten Orten und durch auserwählte Erfahrungen zu finden ist. Wir schlafen bereits, wenn wir jede Erfahrung der Angst, der Verwirrung und der Unsicherheit als Instabilität sehen, aber darin keine Überraschungen und Chancen Gottes für unser Leben mehr erkennen können. Wir brauchen die Geschichten Gottes, damit wir nicht wie Geizkragen oder Bettler leben, nur weil wir im Schlafwandel nicht erkennen können, dass die Fülle des Lebens hinter jeder Ecke lauert.

Näheres zu unserem Profil finden Sie auf www.siebenquell.de


Zu den Veranstaltungen im zweiten Halbjahr 2021

“Lasst uns hinausgehen, Erzähler von Geschichten, und die Beute ergreifen, nach der sich das Herz sehnt, und keine Angst haben.”
W.B. Yeats

Wenn wir von Geschichten sprechen, meinen wir meistens das, was wir in Büchern finden. Dort sind sie aufgehoben, dort üben sie ihren Einfluss aus, und dort endet auch dieser Einfluss. Eugene H. Peterson zeichnet in seinem Werk »Eat This Book: A Conversation in the Art of Spiritual Reading« ein viel realistischeres Bild. »Die Heilige Schrift ist geschichtenförmig. Die Realität ist geschichtenförmig. Die Welt ist geschichtenförmig. Unser Leben ist geschichtenförmig… Wir treten in diese Geschichte ein, indem wir dem geschichtenmachenden, erzählenden Jesus folgen, und verbringen den Rest unseres Lebens damit, die erstaunlichen und exquisiten Details zu erforschen, die Worte und Sätze, aus denen die Geschichte unserer Schöpfung, unserer Erlösung und unseres segensreichen Lebens besteht. Es ist eine Geschichte voller Unwägbarkeiten und verwickelt mit Verbindungen. Vorstellungskraft ist gefragt.«

In der zweiten Jahreshälfte wollen wir diese Vorstellungskraft und ihre Bedeutung für unser Leben bewusst hervorheben. Nach mehr als einem Jahr der Pandemie und Panik denken die Menschen vielerorts nur noch an die Wiederherstellung des Alten. So wie es früher war, so sollte es auch wieder sein. Die Phantasie der großen Geschichten und ihre Sprengkraft können neue Welten schaffen und neue Lebenswege aufzeigen. Wir werden das erleben in der Kunst von Maudie Lewis, im Leben, Denken und Erzählen von John Shea, in den biblischen Erzählungen, die unsere persönlichen Geschichten zugänglich und begehbar machen, sowie in der keltischen Erzählkultur, die uns in die Wildheit Gottes einführt.

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