Do 14. Mai 2020 (Inshuti e.V. zusammen mit: Bildungs- und Gästehaus)
Covid 19 ist Mitte März auch in Ruanda angekommen und hat ein sofortiges Handeln der
Regierung mit sich gebracht. Ohne lange zu zögern, kam es in dem kleinen Land zum Lock-
Down und alle nicht überlebenswichtigen Geschäfte wurden geschlossen, eine
Ausgangssperre wurde verhängt, der Flughafen musste schließen und der komplette
Busverkehr wurde für den Personentransport eingestellt, ebenso wie die überall
vorzufindenden Motorad-Taxis. Auch alle Restaurants, Bars und Freizeiteinrichtungen sowie
die Nationalparks wurden geschlossen. Bis 18. Mai bleiben zunächst alle Grenzen
geschlossen. Einreisen dürfen nur Ruander oder AusländerInnen mit Wohnsitz in Ruanda.
Allerdings muss jedeR nach der Einreise in eine 14-tägige Quarantäne in einer staatlich
vorgegebenen Einrichtung, auch unabhängig von Symptomen.
Auf die Straße durfte nur, wer eine spezielle Genehmigung hatte oder Einkäufe erledigen
musste. Dies wurde sogar mit speziellen Drohnen, die mit Kamera und Lautsprechern
ausgestattet waren, überwacht.
Das Ganze hatte den Erfolg, dass es bis 12. Mai laut Johns-Hopkins-Universität nur 285
bestätigte Infektionen in Ruanda und keine Toten zu beklagen gibt. 140 Infizierte sind bereits
ohne schwerwiegende Verläufe genesen. Alle Fälle, die zurzeit noch gemeldet werden, sind
laut verschiedener Quellen, LKW-Fahrer oder deren Beifahrer vor allem aus dem
Nachbarland Tansania.
In Folge dessen wurden die Beschränkungen seit kurzem auch wieder gelockert. Die
Menschen dürfen tagsüber wieder raus, müssen allerdings innerhalb ihrer Provinz bzw. auch
innerhalb der Hauptstadt Kigali bleiben. Sport im Freien ist wieder möglich und Hotels
dürfen wieder Gäste bewirten. Zwischen 20 Uhr und 5 Uhr gelten aber weiterhin die
Ausgangssperren.
Die Märkte sind geöffnet, allerdings nur mit 50% der Stände, die sich tageweise abwechseln.
Somit soll der Abstand eingehalten werden können.
Wie weltweit gelten auch in Ruanda die Hygienemaßnahmen, die Abstandsregeln und es
besteht eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit.
Hart trifft es die Schulen. Das Schuljahr geht erst nach den Sommerferien im September
weiter, bis dahin sind alle Schulen und Hochschulen geschlossen. Kennt man die Realität in
vielen ruandischen Schulen, vor allem auf dem Land, ist dies natürlich nachzuvollziehen. Eine
Einhaltung des Mindestabstandes, der in Ruanda auf einen Meter festgelegt wurde, sowie
eine effektive Handhygiene wären hier sicherlich nur sehr schwer einzuhalten.
Das Bildungsministerium MINEDUC versucht, Lernstoff über TV und Radio an die
SchülerInnen heranzutragen, die nicht über die entsprechenden Internetmöglichkeiten
verfügen, um auf die E-Learning-Plattformen zu kommen. Ebenso kann man über das Handy
auf ein USSD-basiertes Quiz mit verschiedenen Lerninhalten zugreifen.
Die Einschränkungen führen natürlich auch in Ruanda zu massiven Problemen verschiedener
Bevölkerungsgruppen. Vor allem die Tagelöhner in den Städten haben keine Möglichkeit
mehr, etwas zu verdienen und versuchten zu Beginn des Lock-Downs noch irgendwie zu
ihren Familien in den Dörfern zu kommen. Auch Ladenbesitzer gerade in Kigali, die schließen
mussten, wissen oft nicht, wovon sie die Miete und den Lebensunterhalt für ihre Familien
bezahlen sollen. In den Dörfern, wo die meisten Menschen von der Subsistenzwirtschaft
leben, sind die Probleme noch nicht ganz so gravierend. Allerdings wird auch hier das
Bargeld knapp, so dass viele Menschen nicht wissen, wie sie beispielsweise die Schulgelder
für das nächste Trimester bezahlen sollen.
Die Regierung hat ein Hilfsprogramm für die Ärmsten aufgestellt, die nun mit
Lebensmittelpaketen dezentral versorgt werden sollen. Laut verschiedener Stimmen aus
Ruanda, reichen diese aber kaum aus, um die Familien wirklich zu versorgen und sind auch
längst noch nicht überall angekommen.
Ein weiteres Problem ist, dass durch die geschlossenen Grenzen nicht genügend
Lebensmittel aus den Nachbarländern kommen, auch wenn der Gütertransport zugelassen
ist. Da Ruanda an Überbevölkerung leidet, kann das Land nicht genügend eigene
Nahrungsmittel produzieren und ist auf den Import angewiesen. Auch dies führt zu Hunger
in der Bevölkerung. Rigoros geht der Staat allerdings gegen Überteuerung und künstliche
Verknappung von Lebensmitteln vor.
Mit dem Einreiseverbot und der Schließung der Grenzen, kommt es natürlich auch in der
ruandischen Tourismusbranche, die in den letzten Jahren zu einem wichtigen
Wirtschaftszweig in Ruanda (ca. 10% des Bruttosozialproduktes) geworden ist, zu einem fast
kompletten Stillstand. Dies bekommen die Hotels, die im letzten Jahrzehnt aus dem Boden
geschossen sind, ebenso schwer zu spüren, wie die Nationalparks, die keine Einnahmen für
unbestimmte Zeit verzeichnen können.
Schaut man sich Afrika im Ganzen an, ist festzustellen, dass auf dem gesamten Kontinent mit
insgesamt ca. 1,3 Milliarden Einwohnern, bisher „nur“ 66.319 Infektionen und 2.344 Tote
bestätigt sind. (Stand 11.5.2020) Die Dunkelziffer dürfte natürlich um einiges höher sein, da
es oft an Tests fehlt. Ein begünstigender Faktor könnte durchaus der Altersdurchschnitt sein.
So sind nur 2% der Afrikaner älter als 65 Jahre, so dass diese Risikogruppe de facto
wesentlich kleiner ist als in Europa. Auch „Wohlstandserkrankungen“ wie Diabetes oder
Bluthochdruck kommen in Afrika deutlich geringer vor, als im Globalen Norden.
Nichtsdestotrotz könnte die Pandemie noch mit voller Wucht in Afrika und damit auch
Ruanda ankommen, so dass weiterhin Vorsicht geboten ist.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz und der Präsident des
Partnerschaftsverein RLP/Ruanda Dr. Richard Auernheimer, haben daher auch zu Spenden
für das Partnerland aufgerufen. Der Partnerschaftsverein in Mainz hat einen „Corona-Fond“
eingerichtet, aus dem dringende Direkthilfe, koordiniert vom Büro in Kigali und in
Zusammenarbeit mit den ruandischen Behörden, gezahlt werden soll. Der Aufruf steht unten
zum Download bereit.
Wer sich regelmäßig über den Stand in Ruanda informieren möchte, kann die
entsprechenden Infos kurz zusammengefasst auf der Homepage des Vereins RLP/Ruanda finden.
Weitere Links und verwendete Quellen:
www.gov.rw
https://afrika.info
https://coronavirus.jhu.edu/map.html