Mo 20. Juni 2022 (Bildungs- und Gästehaus)

„Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“
Unsere Welt geht nicht morgen unter, aber sie leidet an großen und kleinen Krisenherden. Kann nun das Pflanzen eines Apfelbaumes ein Zeichen der Hoffnung sein – ein Zeichen dafür, dass es sich lohnt, etwas zu beginnen, das wachsen und Früchte tragen kann, und das trotz der großen Schatten unserer Krisen?

Im Rahmen des diesjährigen Osterseminars haben wir, eine Gruppe jugendlicher und junger erwachsener Menschen rund um Haus Wasserburg in Vallendar, uns mit solchen Fragen beschäftigt. Besonders die Auseinandersetzung mit Kriegen und Kleinkriegen unserer Lebensrealität erschüttert uns und weckt in uns ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Zweifelns. Im Kontext der österlichen Botschaft sowie aus unserem Standpunkt heraus stellt sich die Frage: Wie können wir Krisen begegnen? Was können wir tun?

Unsere Antwort: eine Aktion, die Früchte trägt – wie ein Apfelbaum.
In der Symbolik des Baumes formulierten wir zuvor im Seminar unsere persönlichen Vorstellungen von Frieden auf Friedensblüten. Diese Blüten sollen zu Äpfeln reifen gegen den Hunger der Welt nach Frieden und Gerechtigkeit.

Unser Projekt: Wir packen Schulranzen für ukrainische Geflüchtete. Kinder, die wegen des Krieges aus der Ukraine fliehen, gehen hier zur Schule. Zum Lernen werden Materialien benötigt, doch wer flieht, nimmt keinen Schulranzen mit. Eine Neubeschaffung kostet in etwa 250 Euro und ist mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden. Ein fertig gepackter Rucksack für den Schulbeginn bedeutet also eine riesige Entlastung und ein herzliches Willkommen für geflüchtete Kinder und ihre Familien.

Für unsere Aktion verteilten wir gegen Spende rund um Haus Wasserburg Apfelsamen in selbst gebastelten Samentütchen. Die Kerne sollen ein Hoffnungszeichen sein, das zu möglichst vielen Menschen weitergetragen werden.

Das Verteilen verzeichnete einen riesigen Erfolg. Wir erhielten großzügige Spenden und darüber hinaus einige gebrauchte Schulranzen. Anschließend ging es ans Bestellen von Schulmaterialien: vom Rucksack über Brotdosen, mit Stiften ausgestattete Mäppchen und Sportbeutel hin zu Bastelmaterialien kauften wir alle nötigen Mittel ein. Mithilfe der vielen Beiträge konnten wir bei einem Nachtreffen an Pfingsten – passenderweise zum Ende der Osterzeit – 17 voll bestückte Schulranzen für einen guten Start in die Grundschule packen und mit Willkommensschildern versehen. Das sichtbare Ergebnis unserer Aktion erfüllt uns mit Freude und ein wenig Stolz. Die Schulranzen werden nun in Grundschulen in der Region an geflüchtete Kinder verteilt.

Den Abschluss unseres Projektes, das mit den gepackten Schulranzen eigentlich erst beginnt, seine Früchte zu tragen, bildete das Einpflanzen eines kleinen Apfelbäumchens, das uns durch das Osterwochenendes begleitet hatte. Unser Hoffnungsbaum trägt zu unserer Freude schon ein paar kleine Ansätze von grünen Äpfeln und hat im Gelände von Haus Wasserburg nun einen festen Standort bekommen, an dem er weiter wachsen kann.

Wir freuen uns auf die Früchte unserer Aktion: die Freude der Kinder und leckere Äpfel.

Lena Rosenberg